Konfirmationspfad Station 1 von 6
1. Die alte Kanone – Vor der Wasserfestung
Der Ort Ziegenhain wurde im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Er diente zunächst als schützender Ort an einer Stelle, wo Reisende die Schwalm sicher überqueren konnten. Manche meinen, dass der Name „Ziegenhain“ an eine Zugbrücke erinnert. 1245 erhielt der Ort Stadtrechte. 1450, nach dem Tod des letzten Grafen von Ziegenhain, der kinderlos blieb, ging Ziegenhain samt der Grafschaft an Hessen über.
Der hessische Landgraf Ludwig II. ließ 1470 die Burg der Ziegenhainer zu einem Schloss umbauen und sein Enkel, Landgraf Philipp der Großmütige gestaltete dieses 1539 zu einer damals modernen Wasserfestung um. Diese erwies sich im Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) als uneinnehmbar und hielt auch den Angriffen plündernder Soldaten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) stand .
Heute ist das Schloss mehr als nur ein bedeutsames Denkmal, es erfüllt als Hessische Justizvollzugsanstalt nämlich noch immer einen wichtigen Zweck.
„Key facts“ zum Ort – Die alte Kanone – Vor der Wasserfestung
- Die Kanone symbolisiert die ehemalige Wehrhaftigkeit Ziegenhains.
- Feldkanonen dieser Art wurden erst ab Ende des Spätmittelalters gebaut.
Station 1: Die alte Kanone – Vor der Wasserfestung
Erzähler: Phillip wohnt in Ziegenhain und wird in etwa einem Monat 14 Jahre alt. Bis vor kurzem hat er mit dem Konfirmandenunterricht begonnen und schon jetzt ist er sehr aufgeregt und gespannt, was er alles für Erfahrungen machen wird. Aber eine Sache gibt es, über die er jetzt schon gerne mehr erfahren würde: Was genau hat Ziegenhain zu der „Konfirmationsstadt“ gemacht und was bedeutet denn eigentlich diese „Konfirmation“? Dafür spricht er mit dem Gemeindepfarrer, der für seine Fragen stets offen ist.
Pfarrer: Hallo Philipp, du wolltest mich sprechen?
Philipp: Hallo, guten Tag! Ich habe mir seit längerem die Frage gestellt: Warum nennt man Ziegenhain seit 2017 die Konfirmationsstadt? Könnten Sie mir etwas dazu sagen?
Pfarrer: Selbstverständlich, sehr wenige stellen sich diese Frage, selbst wenn sie hier wohnen. Wir stehen hier vor der Wasserfestung, weißt du, was in ihrem Zentrum steht?
Philipp: Meinen sie etwa die Schlosskirche?
Pfarrer: Ja richtig, sie wurde im Jahre 1665 als reformierte Predigtkirche erbaut, am Ursprungsort der Konfirmation. Ziegenhain ist also die Geburtsstätte der Konfirmation.
Philipp: Also fand die erste Konfirmation 1665 statt?
Pfarrer: Nicht ganz, die erste Konfirmation liegt noch ein Stück weiter zurück: 1539 wurden wahrscheinlich die ersten Kinder in der Kirche, die vor der Schlosskirche dort stand, konfirmiert. Diese war noch der heiligen Katharina geweiht und in einem gotischen Stil. Im selben Jahr wurde zuvor die Ziegenhainer-Kirchenzuchtordnung formuliert. Das Ganze geschah in dem Ziegenhainer Schloss, welches hingegen bis heute steht. Nur haben dort die allermeisten keinen Zugang mehr.
Philipp: Was genau ist denn die Ziegenhainer-Kirchenzuchtordnung, von der sie sprachen?
Pfarrer: Sie wurde wie gesagt im Geburtsjahr der Konfirmation im Rittersaal des Schlosses beschlossen und führte für alle Kirchengemeinden Hessens die Konfirmation verbindlich ein.
Philipp: Und steht da auch drin, wie genau die Konfirmation abläuft?
Pfarrer: Das könnte man so sagen, ja. Du musst wissen: Jeder Christ wird meistens in einem sehr jungen Alter getauft. Die Konfirmation ist eine Art Erinnerung an die Taufe, durch sie hat man selbst noch einmal die Möglichkeit, sich zum Christentum zu bekennen.
Philipp: Aber warum genau hat man die Taufe nicht einfach auf ein höheres Alter verschoben?
Pfarrer: Vielen Gläubigen war es von Anbeginn der Kirche wichtig, dass jedes Kind in ihrer Familie von Anfang an ein Kind Gottes ist. Und gerade in Zeiten hoher Kindersterblichkeit war es wichtig zu wissen: Mein Kind ist jetzt zwar gestorben, aber es ist ein Kind Gottes. Gott vertrauen wir unsere Toten an.
Philipp: Aber benötigt man für die Taufe nicht schon den Glauben an Gott?
Pfarrer: Ja das stimmt. Der Glaube und die Taufe sind eng miteinander verbunden. Bleibt der Mensch ohne Glauben getauft, bleibt auch das Sakrament für diesen Menschen belanglos. Glaubt man, ohne getauft worden zu sein, fehlt die leiblich in der Taufe erlebte Eingliederung in den Leib Christi, also die Gemeinschaft der Heiligen.
Philipp: Warum wird man dann nicht ein zweites Mal getauft?
Pfarrer: Wenn Gott einmal „Ja“ zu Dir sagt, dann ist das ein für alle Mal gültig. Ein gläubiger Mensch vertraut diesem Zuspruch Gottes und lebt daraus: Gott bekennt sich zu mir – und ich bekenne mich zu Gott.