Konfirmationspfad Station 2 von 6

2. Am Rangenturm

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Ausgehend von Martin Luthers Thesenanschlag ist der Beginn der Reformation auf Ende Oktober des Jahres 1517 zu datieren. Damals veröffentlichte der Wittenberger Theologe 95 streitbare Thesen zum Glauben und zur Kirche. Die Reformation war ein langjähriger Prozess, immer mehr Theologen und auch Fürsten wandten sich gegen die römisch-katholische Kirche und deren Maßnahmen, wie z.B. den Ablasshandel und weitere Missstände. Letztlich folgte daraus die Abspaltung der Protestanten vom Katholizismus. Das evangelische Christentum entstand.

Die römisch-katholische Kirche stand unter dem besonderen Schutz des Kaisers. Dieser war aber auch abhängig von den Fürsten seines Landes, insbesondere im Kampf gegen die türkischen Truppen, die das Reich bedrohten. Auf dem Reichstag zu Speyer 1526 erlaubte der Kaiser die freie Glaubensausrichtung der Fürsten, wenn diese ihm im Kampf gegen die türkische Gefahr zur Seite stünden: „Jeder Reichsstand soll die Lehre Luthers soweit umsetzen, wie er es verantworten kann…“.

Für Landgraf Phillip I. war dieses Urteil der Grund, noch im Oktober des gleichen Jahres ein Treffen, eine sogenannte Synode, einzuberufen und diese in Homberg (Efze) abzuhalten.

Bis heute gibt es in der evangelischen Kirche Synoden, bei welchen Fragen zur Lehre und zur kirchlichen Ordnung geregelt werden. Zu der besagten Synode in Homberg kamen Ritter, Pfarrer sowie Abgesandte von Städten und Klöstern. Man entschied dort, das Gebiet der Landgrafschaft Hessen zu reformieren und sich der Lehre Luthers anzuschließen. Nur ein Jahr später wollte der Kaiser die zugestandenen Freiheiten auf dem Reichstag zu Speyer wieder zurücknehmen. Angeführt durch Philipp den Großmütigen protestierten die Fürsten, die sich der neuen Lehre angeschlossen hatten, gegen die Absicht des Kaisers. Die Bezeichnung „Protestanten“ war damit geboren.

„Key facts“ zum Ort – Am Rangenturm

  • Der Rangenturm ist der allerletzte erhaltene Torturm der Stadt.
  • Ehemalige Gefangene wurden hier untergebracht, darunter auch viele „Wiedertäufer“.
    /(Siehe dazu mehr an Station 4: Die Schlosskirche)

Station 2: Am Rangenturm

Erzähler: Der Rangenturm, ein Überbleibsel der Stadtbefestigung. Hier trifft Philipp zufälligerweise seinen alten Freund Simon. Er ist ein Jahr älter und ist bereits konfirmiert. Philipp nutzt die Gelegenheit und fragt ihn, wie die Konfirmation für ihn aussah und was für eine Wirkung sie auf ihn hatte.

Philipp: Also wie genau hattest du dich denn auf die Konfirmation vorbereitet?

Simon: Ich kann mich noch gut an das erinnern, was uns der Pfarrer im Konfirmandenunterricht zu Beginn sagte. Er sagte, Ziel des Unterrichts sei, dass wir am Ende selbst gewissenhaft entscheiden können sollen, ob wir unser Glaubensbekenntnis ablegen oder nicht.

Philipp: Welche Wirkung hatte das am Anfang auf dich?

Simon: Das hat mir gezeigt, was für eine wichtige Bedeutung die Konfirmation auf meinem Weg zum Glauben eigentlich hat: Sie ist gleichzeitig auch der Schritt zur offiziellen Zugehörigkeit zu den erwachsenen Kirchenmitgliedern.

Philipp: Was hast du denn aus deiner gesamten Unterrichtszeit mitnehmen können?

Simon: Die Grundlage des Konfirmandenunterrichts liegt in der Botschaft Jesu: Dazu haben wir uns einen ganz speziellen Ausschnitt aus dem Matthäus-Evangelium Kapitel 28 angehört:
Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und desheiligen Geistes,und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Nach dieser Aussage Jesu ist also alles, was wir im Konfirmandenunterricht gelernt haben, dafür da, um mit der biblischen Botschaft vertraut zu sein und wirklich zu verstehen, was es heißt, getauft worden zu sein.

Philipp: Kannst du mir vielleicht erzählen, wie dein Konfirmationsgottesdienst ablief?

Simon: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern: Zu Beginn bin ich gemeinsam mit den anderen Konfirmanden in den Gottesdienst eingezogen. Nach dem Gebet, der Lesung aus der Bibel und einer Predigt vom Pfarrer wurden wir Konfirmanden direkt angesprochen. Dann kam die Konfirmationsfrage: Wir wurden gefragt, ob wir unter Jesus Christus leben, im Glauben an ihn wachsen und in der Gemeinde als evangelische Christen leben wollen. Wir antworteten: „Ja, mit Gottes Hilfe“. Daraufhin kam der Konfirmationssegen. Wir haben unsere Konfirmationssprüche vorgelesen und der Pfarrer hat seine Hand auf unsere Köpfe gelegt. Abgeschlossen wurde der Segen mit: „Friede sei mit dir, Amen“. Danach waren wir offiziell konfirmiert.

Philipp: Darfst du jetzt nach deiner Konfirmation mehr als vorher?

Simon: Es gibt tatsächlich etwas, das ich vor meiner Konfirmation nicht ohne weiteres gedurft hätte: Ich darf nun Pate von jemandem werden, der konfirmiert wird. In meinem Fall, war mein Pate mein Onkel, das ist recht üblich.

Philipp: Ich danke dir für deine Hilfe, ich denke, ich kann jetzt mit mehr Selbstbewusstsein auf meine eigene Konfirmation zugehen.

Simon: Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Solange du selbst bereit bist, diesen nächsten Schritt zu gehen und mit dem Herzen wirklich dabei bist, kann nichts schief gehen.